Feste soll man feiern, wie sie fallen. Das gilt auch für Jubiläen. Wir vom Jaron Verlag haben im Herbst 2024 einiges zu feiern. Zum Beispiel den zehnten Band der Berlin-Bibliothek. Im Frühjahr 2022 eröffnete Frau Hempels Tochter von Alice Berend als Band 1 die Reihe. „Wie kann es sein, dass eine so herausragend unterhaltsame und soziologisch kluge Autorin in völlige Vergessenheit geraten konnte!“, schrieb Denis Scheck und empfahl das Buch als „Top-Titel“ der Saison. Seitdem haben wir ganz unterschiedliche Romane veröffentlicht, die allesamt in Berlin geschrieben wurden und hier spielen. Jeder Titel für sich ist unbedingt lesenswert, zusammen erzählen sie die Geschichte Berlins seit dem mittleren 19. Jahrhundert.
Mit dem neuen, zehnten Band der Reihe gelangen wir nun in die 1960er-Jahre. Maria Morzeck oder Das Kaninchen bin ich ist ein sprachmächtiger, vergnüglich zu lesender Roman und ein faszi-nierendes Zeitdokument. Geschrieben aus der Perspektive der lebenslustigen jungen Titelheldin, schildert es eine zum Scheitern verurteilte Liebesgeschichte im Ost-Berlin der frühen 60er-Jahre. Von Manfred Bieler ursprünglich als Drehbuch verfasst, wurde die Verfilmung von Kurt Maetzig als so systemkritisch verstanden, dass der Film 1965 noch vor der Uraufführung verboten wurde. Das Kaninchen bin ich, der Film, den niemand sehen durfte, wurde legendär – der Roman erschien dann 1969 in München, wohin Bieler ein Jahr zuvor ausgereist war.
In DDR-Zeiten zurück reicht auch die Geschichte von Annerose, die in Erfurt ein Außenseiterdasein führt, bis ihre neue junge Chefin sie wachrüttelt und dazu bringt, ihr Trauma aufzuarbeiten: Sie wurde als Schülerin schwanger, woraufhin sie der Schule verwiesen und ihr das Kind weg-genommen wurde. René Müller-Ferchland erzählt dieses Schicksal in seinem Roman Weiße Hunde einfühlsam und poetisch.
Eine ungewöhnliche Familiengeschichte schildert auch Malou Berlins Roman Was bleibt. Jason, das lang ersehnte Pflegekind von Sonja und Alex, entwickelt sich zum Problemkind – und bald stellt sich heraus: Jasons Mutter trank während ihrer Schwangerschaft. FASD, wie das daraus resultierende Krankheitsbild heißt, wird gerade erst stärker in der Öffentlichkeit wahrgenommen. Der Roman erzählt von den Problemen, die damit verbunden sind, lebensnah, plastisch und zugleich mit unbeirrbarem Optimismus.
Unser Bestseller Street Art, dem der Tagesspiegel vor Jahren schon „Kultstatus“ attestierte, geht in die „Version 10.0“. Der Autor Kai Jakob, der so nah an der Szene dran ist wie kein Zweiter, hat das Buch auf den neuesten Stand gebracht – mit neuen Fotos und aktualisierten Biografien der wichtigsten Street-Art-Künstler Berlins.
Bestseller sind auch die Titel der Geisterstätten-Reihe, die geheimnisumwitterte Orte im Osten Deutschlands in Wort und Bild vorstellt. In ihrem neuen Band widmen sich Arno Specht und Martin Kaule, das „Dream-Team“ der Lost-Places-Szene, den geheimen Objekten des Ministeriums für Staatssicherheit. Wir laden Sie ein, 14 Geisterstätten der Stasi zu entdecken.
Eine neue Cover- und Innengestaltung bekommt unsere touristische Reihe Berlin kompakt. Im Juni erscheint Schlösser in Berlin und Brandenburg von Frank Goyke, im August folgt Tiere in Berlin und Brandenburg: Die junge Ökologin Svea Rogge nimmt uns mit auf 65 Ausflüge zu Eseln und Bienen, Blattschneiderameisen, Hasen und Wasserbüffeln.
Und ganz besonders freue ich mich, dass wir wieder einen opulenten Bildband herausbringen: Mauer Metamorphosen des passionierten Fotodokumentaristen Gottfried Schenk, der seit den 1980er-Jahren vom Westen Berlins aus die Geschehnisse an der Mauer – und ihr Nachleben in Erinnerungsstätten – festgehalten hat. Das Buch ist eine fotografische Zeitreise entlang der Mauer – und erscheint zum 35. Jahrestag ihres Falls.
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Schmökern in unserer Vorschau. Und bleiben Sie uns gewogen.
Ihr
Arnt Cobbers
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