Fünf Fragen an Wolfgang Brenner zu seinem neuen Krimi „Loreley“
Herr Brenner, Ende Februar erscheint Ihr neuer Kriminalroman „Loreley“ bei uns im Jaron Verlag. Sie haben schon viele Romane und Krimis geschrieben – was macht „Loreley“ für Sie besonders?
LORELEY ist eine Rückkehr zu meinen Wurzeln. Der Kriminalroman war für mich immer der Inbegriff des realistischen Erzählens. Mein erster Krimi erschien vor genau 30 Jahren. Zwischenzeitlich habe ich viele andere Sachen gemacht, mich auch etwas vom Krimischreiben entfernt. Doch nun wollte ich wieder eine Geschichte aus der Wirklichkeit erzählen. Eine hiesige Geschichte mit realen Menschen. Meine Hauptfigur ist eine Frau von nebenan, auf den ersten Blick. Sie ist aber auch sehr unkonventionell, keine typische Kommissarin, wie man sie heute kennt: kein Model-Typ in engen Jeans und mit Schulterhalfter. Sie hat mit sich selbst genug zu tun und ist eigentlich bei der Polizei fehl am Platz. Eine Anti-Heldin. Eine Verweigerin. Aber sie ist eine Berlinerin und hat ein großes Herz, wie sich zeigt.
Sie sprechen von der Namensgeberin des Romans, der Kommissarin Loreley Kubitko. Die muss sich als übergewichtige Frau bei ihren Kolleg*innen behaupten. Wie sind Sie auf die Idee für diese außergewöhnliche Ermittlerin gekommen?
Ich kenne viele LORELEYS. Jeder kennt sie. Das sind Frauen, die sich durchbeißen. Zum Beispiel Alleinerziehende, die viel um die Ohren haben. Im Beruf und privat. Sie sind nicht optimiert, weil sie keine Zeit für Coaching, Fitnessstudio und Diät haben. Sie kämpfen um ihr bisschen Glück. Aber trotz hartem Gegenwind haben sie sich ihren Eigensinn bewahrt – und ihre Menschlichkeit. Eine Figur wie die LORELEY drängt sich einem Autor ja geradezu auf, wenn er wahre Geschichten schreiben will. Mein Buch würde mit einer schnittigen, gestylten, über-ambitionierten Polizistin, wie man sie aus dem „Tatort“ kennt, nicht funktionieren. So eine Geschichte kann man nur mit der übergewichtigen LORELEY erzählen. Sie weiß, wie man sich fühlt, wenn man gemobbt wird.
„Loreley“ spielt in großen Teilen in Berlin-Schöneberg. Was macht das Setting in diesem Bezirk für Sie aus?
Schöneberg ist meine Heimat. Ich wohne dort seit 45 Jahren – mit einer Unterbrechung von drei, vier Jahren in Neukölln. Ich bin mit wehenden Fahnen zurückgekehrt. Schöneberg ist etwas Besonderes. Ein Stück Berlin, das ebenso durchgeknallt und überdreht ist wie der Rest der Stadt. Aber gleichzeitig ist Schöneberg auch eine Oase, da gibt es sehr ruhige, fast familiäre Kieze, aber halt immer mit dem etwas rauchigen und muffigen Flair des wilden West-Berlins. Hier gibt es Mietshäuser, in denen seit Jahrzehnten die gleichen Menschen leben. Pöbel und Hipster – oder was sich dafür hält. Eigentlich recht einträchtig. Meistens jedenfalls.
Für alle, die jetzt neugierig geworden sind und einen Abstecher nach Schöneberg planen: Haben Sie einen ganz persönlichen Geheimtipp für den Kiez?
Viele: Die Crellestraße mit der beschaulichen Passage zur Julius-Leber-Brücke, die Rote Insel, die monumentalen Yorckbrücken.
Und zu guter Letzt würden wir natürlich gern wissen: Woran arbeiten Sie aktuell? Können wir uns vielleicht schon bald auf eine Fortsetzung von „Loreley“ freuen?
Über eine zweite Loreley denke ich gerade viel nach. Bisher habe ich nur einen Titel: „Jo-Jo-Effekt“. Aktuell arbeite ich aber an einem Familiendrama aus dem frühen Ägypten.
„Loreley“ gibt es ab dem 28. Februar 2023 überall dort, wo es Bücher gibt. Sie können das Buch schon heute bei uns im Webshop oder in der Buchhandlung Ihres Vertrauens vorbestellen.
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